Konzertbericht Doppelkonzert mit „Alte Bekannte“

Die Instagramseite „acappellacrewfanpage“ (https://bit.ly/3zxoOXu, namentlich stammt der Bericht von Ailke Hoffmann) hat einen Konzertbericht geschrieben, den wir euch nicht vorenthalten möchten:

Alte Bekannte + Psychochor 01.04.2023

Konzertbericht

Kein Aprilscherz: Am vergangenen Samstag traf der Psychochor der Universität Jena auf die Alten Bekannten. Ein Konzert der ganz besonderen Art! Ich war total begeistert von diesem Musikerlebnis und möchte daher einmal genauer berichten, was dort im Volkshaus in Jena präsentiert wurde.

Die erste Konzerthälfte gehörte dem Psychochor. Mit „Wir sind da“, also direkt einem Lied der Kölner Gäste eröffneten sie den Konzertabend. Das Chor-Arrangement verschaffte dem Song noch einmal eine ganz neue, schwungvolle Note und schon das erste Lied zeigte mir, dass der Besuch bei diesem Konzert sich gelohnt hatte. Anschließend begrüßte Chorleiter Maximilian Lörzer das Publikum und erzählte zu meiner Freude ein wenig etwas über den Chor. Mir war der Psychochor bisher nämlich nur am Rande ein Begriff gewesen. Das ist ein Chor, der regelmäßig Lieder der großen Acappella-Bands covert. Okay, das machen viele Chöre. Der Pychochor ist aber besonders, wie ich merken sollte. Maximilian Lörzer erzählte, dass er den Chor am Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität gründete, daher der Name. Seit 2019 etablierten sich beim Psychochor diese Doppelkonzerte mit Acappella-Bands. Einmal im Jahr findet ein solches Event statt. Vor den Alten Bekannten waren schon Onair, Basta und Maybebop in Jena zu Besuch gewesen. Da hoffe ich wirklich auf Wiederholungen, da wäre ich nämlich aus heutiger Sicht gerne dabei gewesen. Maximilian Lörzer nannte zwei einfache Gründe, warum diese Konzerte für den Chor etwas Tolles sind: Zum einen ist es für die Sänger und Sängerinnen des Psychochors etwas Besonderes und Schönes mit den Bands auf der Bühne zu stehen, die sie sich zum Vorbild nehmen und dessen Lieder und Arrangements sie teilweise singen und zum anderen kämen diese Bands sonst nie nach Jena. Alte Bekannte und besonders Dän zu Gast zu haben, betonte der Chorleiter dann noch einmal, sei erst recht etwas Besonderes, da er durch die Wise Guys früher auf die Acappella-Musik aufmerksam wurde und es den Psychochor ohne diesen Einfluss heute nicht geben würde.

Nach diesem kurzen Psychochor-Crashkurs für Ahnungslose wie mich folgte dann die beim Psychochor anscheinend obligatorische Publikumsumfrage. Und ja, liebe Wise Guys-Fans, die hat der sympathische Chorleiter sich natürlich von der bekanntesten Acappella-Band Deutschlands abgeschaut. Für mich glich dies ein bisschen einer nostalgische Reise in alte Zeiten. Die Umfrage klärte, dass die Anteile derer, die hauptsächlich für den Psychochor das Konzert besuchten und derer, die für Alte Bekannte angereist waren, etwa gleich groß waren. Außerdem waren verhältnismäßig viele für den Abend von weiter her angereist. Mit meinen 400km Fahrt war ich schon gut dabei, aber damit längst nicht alleine. Die freie Wahl am Merchandise-Stand für die weiteste Anreise gewann eine Gruppe aus der Nähe von Paris. Wie sich dann herausstellte, handelte es sich hierbei wohl um die Verwandtschaft eines Psychochor-Mitglieds. Aber trotzdem Hut ab für diese Konzertanreise.

Nachdem nun alle Fragen geklärt waren, ging es musikalisch weiter. Naja, fast. Zunächst einmal stellte Maximilian Lörzer die kommenden fünf Lieder vor, erzählt, was der Chor singen wird, woher die Arrangements stammten und weitere interessante Informationen über die Stücke. Durch die gemeinsame Moderation aller fünf Lieder, konnte der Psychochor diese ohne weitere Pausen am Stück singen. Diese Vorgehensweise empfand ich als sehr schön, auch wenn sie mir ein wenig Denksport abverlangte, da ich versuchte, neben dem intensiven Zuhören auch noch die vorab gegebenen Information über die Lieder im Kopf zu haben und dem richtigen Song zuzuordnen. Nach den ersten fünf Liedern kündigte der Chorleiter wieder vier Stücke auf einmal an, die dann hintereinander gesungen wurden.

Bei diesen insgesamt neun Liedern zeigte sich die unglaubliche Vielfalt des Psychochors in jeglicher Hinsicht. (Achtung, im Folgenden werden die Stücke nicht in der chronologischen Reigenfolge des Konzerts aufgeführt. Die Aufzählung ist von mir sortiert und unvollständig, da ich im Konzert zu viele Eindrücke verarbeiten musste, um mir alles zu merken oder aufzuschreiben.) Für einen alten Wise Guys-Fan wie mich war „Radio“ das emotionalste Stück des Chors. Mit seinem gewohnten Klang in einem für mich ganz neuem Chor-Gewand rührte mich das alte Wise Guys-Stück tatsächlich zu Tränen, was nicht zuletzt an der herausragenden Performance des Psychochors lag. Mit „Schön genug“ brachte der Chor ein weiteres deutschsprachiges Lied zum Besten. Der Text von Lina Maly war mir fremd, berührte mich aber unheimlich. Vorgetragen wurden die Strophen von einer Solistin, deren Stimme wunderschön durch das Stück führte und einfach perfekt zu der emotionalen Aura des Texts passte. Der Refrain wurde bis auf den Schluss vom Chor gesungen. Neben den modernen Stücken präsentierte der Psychochor aber auch ganz andere musikalische Werke. Der Text der Ballade „Es waren zwei Königskinder“ ist schon viele hundert Jahre alt, wurde von Stefan Flügel, dem ehemaligen Mitglied der Berliner Acappella-Gruppe Onair, modern arrangiert und fand dann seinen Weg in das Programm des Psychochors. Der alte tragische Text bot einen tollen Kontrast zum restlichen Programm, passte durch die moderne Umsetzung aber dennoch wunderbar in das restliche Geschehen. Mit „Birdland“ wurde dann zudem ein weiteres herausragendes Genre angesprochen: Die ursprünglich instrumentale Jazz-Komposition bot der Psychochor mit dem Text von Jon Hendricks, der sich wie schon der Titel des Originals auf einen Jazzclub in Manhattan bezieht. Das schwungvolle Jazz-Stück in einem sehr gelungenen Arrangement ließ keinen Zweifel mehr offen, dass der Psychochor die verschiedensten Stücke verschiedener Genres überzeugend und ihrer Musikrichtung und Herkunft angemessen darbieten kann. Ein weiteres Stück, dessen Name ich leider nicht mehr weiß, hat mich ebenfalls positiv überrascht. Denn der Großteil des Chors setzte sich plötzlich auf den Boden. Vier junge Sängerinnen traten nach vorne, um zu viert vor zwei Mikrofonen ein Stück vorzutragen. Wieder ein gelungener Kontrast zu der sonst so gewaltigen Menge an Stimmen, die der Chor vorzuweisen hat. Die vier Damen hatten jedoch kaum weniger Power als der Psychochor als Plenum. Wer weiß, ob hier nicht gerade die nächste Frauen-Nachwuchs-Acappella-Gruppe entsteht.

Nach einer letzten kurzen Moderation folgte das Abschlusslied des Psychochors. Ein Stück, das passender nicht hätte positioniert werden können, da es als isoliertes Stück zum Schluss seine Botschaft so richtig entfalten konnte. Mit „The Seed“ konnte der Chor gleichermaßen den kritisierenden Text mit seinem Aufruf für Umweltschutz darbieten und erneut sein musikalisches Können unter Beweis stellen. Die ruhigen Strophen waren wunderbar akzentuiert, beim Refrain entließen die Sänger und Sängerinnen des Psychochors ein letztes Mal all ihre Energie. Eine Power, die mich unglaublich mitriss und mich erneut davon überzeugte: Dieser Chor hat wirklich etwas auf dem Kasten und der Name Psychochor ist völlig zurecht weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt.

Der Psychochor der Universität Jena. Vor dem 01.04.2023 für mich einfach ein Acappella-Chor, wie es viele da draußen gibt. Seit ich sie live gesehen habe, weiß ich, sie sind sehr viel mehr als das. Der Chor ist bunt. Schaut man durch die Reihen der Chormitglieder erkennt man nach außen hin völlig verschiedene Menschen, die aber in ihren rot-schwarzen Outfits zu einer musikalischen Einheit verschwimmen, die mich unendlich begeistern konnte. Genauso bunt wie die Mitglieder sind auch die Lieder, die sie singen. Die Genres, die sie bespielen. So unterschiedlich die Songs auch waren, die der Psychochor zum Besten gegeben hat, so überragend war jeder einzelne von ihnen in einem wunderschönen Arrangement dargeboten. Die herausragenden Solo-Stimmen, vereinzelte Bodypercussion, die Bewegungen und Ausstrahlung des Chors taten ihr übriges. Man sah jedem einzelnen Mitglied in diesem Chor an, welch großen Spaß sie auf der Bühne verspürten und so zogen sie mich erst recht in ihren Bann. Die Perfomance war absolut anspruchsvoll, auf hohem Niveau und unglaublich mitreißend. Ich kann einfach nur sagen, dass mich der Auftritt des Psychochors zum einen positiv überrascht und zum anderen total begeistert hat! Nicht zuletzt auch wegen des sympathischen Chorleiters, dem man seine Nähe zu und Bewunderung von Dän und den Wise Guys immer wieder anmerkte. Ein Umstand, der mir große Freude bereitete, da ich mich dadurch direkt ein wenig mit ihm verbunden fühlte. Musik verbindet. Auch, wenn man sich nicht kennt. Seine Moderation und Chorleitung verschaffte der ersten Konzerthälfte einen perfekten Schliff. Ich zolle Maximilian Lörzer meinen absoluten Respekt. Dass dieser Chor so ist, wie er ist und dass es ihn überhaupt gibt, ist sein Verdienst.

Nach dem Abgang des Psychochors folgte eine kurze Pause, in der ich mir direkt mal eine der vielen CDs des Psychochors kaufte. Dabei kam ich auch mit ein paar Mitgliedern des Chors ins Gespräch, die übrigens auch alle total sympathisch sind.

Bemerkung am Rande: Auch das Live-Album „ungeschminkt“, das ich mir gekauft habe, hat mich wieder total umgehauen, ein Stöbern durch den Shop auf der Homepage des Chors lohnt sich.

Dann, nach der Pause, betrat Alte Bekannte die Bühne. Die Band, für die ich eigentlich hauptsächlich angereist war, auch wenn sich das nach meiner Begeisterung über die erste Hälfte nicht mehr so anfühlte. Die Sänger und Sängerinnen des Psychochors saßen in der zweiten Konzerthälfte im Publikum und lauschte ebenfalls der Show der Alten Bekannten. Auch die Gäste eröffneten den Abend mit „Wir sind da“, was das Publikum in die einzigartige Lage versetzte, am selben Abend das Original und das Cover des Psychochors zu hören. In der ersten Moderation sagte Dän dann (wie so oft), dass Alte Bekannte endlich mal wieder in Jena sei. Björn korrigierte ihn dann mit der Bemerkung, dass die Alten Bekannten noch nie in Jena gewesen seien, woraufhin Dän seine Aussage mit der Entschuldigung zurücknahm, dass er bei seinen ganzen Bands den Überblick verlieren würde. Zu einem großen Lacher führte die Aktion dann, als die beiden Sänger vom Publikum darauf hingewiesen wurden, dass die Alten Bekannten tatsächlich doch schon mal in einer Kirche in Jena aufgetreten waren. Björn versuchte seine Gedächtnislücke dann gekonnt mit einem „April April“ zu überspielen. Der Einstieg in die zweite Konzerthälfte war also schon einmal amüsant über die Bühne gegangen. Anschließend spielten die Jungs einen Ausschnitt aus ihrer aktuellen „Nix geht über live“-Tour und fuhren dabei direkt mit einem der neuen Lieder fort. „Eigentlich“ handelt von der schwerwiegenden Bedeutung eben dieses Wortes. Mit viel Humor und doch einer ernsten Note hat diese Hauptstimme von Clemens sich zurecht einen Platz im Programm verdient. Mit „Perfekt“ und „Das Sägewerk Bad Segeberg“ folgten dann zwei ältere Lieder, die dem Publikum teilweise sehr gut bekannt waren. Das Sägewerk durfte sich dabei über eine neue Moderation freuen, in der Friedemann dieses Lied als sein hilfreiches Mantra für den Alltag vorstellt. Björns beruhigende Stimme hat ebenfalls eine neue Leadstimme im neuen Programm der Alten Bekannten. Der Text befasst sich mit all den „guten Wünschen“, die man wie Floskeln herausposaunt und befasst sich mit der Frage, was man jemandem von Herzen wünschen kann, der einem wirklich am Herzen liegt: „Bleib stabil“. Auf diese schöne Ballade folgte ein neues Medley, das sich mit der Eifel befasst. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, das muss man wirklich selber live erleben. Anschließend gaben die Alten Bekannten wieder zwei ihrer altbekannten Songs zum Besten. Zuerst forderte Ingo sich in „Nicht mein Zirkus“ wieder selbst dazu auf, sich aus manchen Dingen heraus zu halten und dann lud „Das Leben ist schön“ das Publikum erfolgreich zum Mitsingen und Mitgehen auf. Der nächste eigentlich neue Song fühlt sich für mich schon gar nicht mehr so neu an. Seit es „Spazierengehen“ als Musikvideo auf Youtube und als Single auf Spotify gibt, höre ich es mir regelmäßig an, aber nach wie vor finde ich es klasse. Friedemann bringt seinen Frust über diese Beschäftigung aber auch einfach sehr authentisch zum Ausdruck. Auch das nächste Lied durfte Friedemann performen, aber es war wieder eines der „Bunte Socken“-Tour: „Nenn mir einen guten Grund“. Clemens´ darauffolgende Ballade gehört dagegen wieder zu den neuen Stücken. Ein Lied, das man wie ich finde, schwer beschreiben kann. Das sollte man sich lieber selber anhören. Die beiden darauffolgenden Nummern gehören zu meinen Lieblingen des kommenden neuen Albums. In „Lehrerkind“ beschwert sich Friedemann über die Besserwisser aus Lehrerfamilien und in Däns einziger Hauptstimme „Arschloch“ bringt er seine klare Meinung zu einer Person auf den Punkt, die er offensichtlich nicht leiden kann. Anschließend kündigte sich so langsam das Ende des Konzerts an. Unschwer daran zu erkennen, dass die Alten Bekannte drei Wise Guys-Lieder hintereinander spielten. Wie fast immer sorgten sie für ordentlich Stimmung beim Publikum. Nach „Sing mal wieder“ lobte Björn besonders den Publikumschor und sagte, dass es so schön klang wie lange nicht mehr. Eine kurze Frage nach Handzeichen zeigte aber auch, dass ein großer Teil des Publikums schon mal in einem Chor gesungen hatte. Es war also ein sehr musikalisches Publikum in Jena, was nicht zuletzt an der Anwesenheit des Psychochors liegen mochte. Mit Björns Berliner Version von „Deutsche Bahn“ und danach „Ruf doch mal an“ wurde der Wise Guys-Block vervollständigt. Als letztes Lied im offiziellen Konzertteil, wie Dän immer so schön sagt, sangen die Alten Bekannten ein letztes neues Lied. „Wenn das die Lösung ist“ spielt in Karnevals-Manier mit Ohrwurmgefahr auf unerwünschte Lösungen an, bei denen das Problem vielleicht doch die bessere Wahl ist. Ein wunderbar albernes Lied, das gegen Ende des Konzerts noch einmal richtig Spaß macht. Als einzige alleinige Zugabe des Konzerts gab es dann noch einmal eines der mitreißenden Wise Guys-Lieder zu hören. Bei „Antidepressivum“ blieben nicht mehr viele Konzertbesucher auf ihren Stühlen.

Für ein anschließendes Finale betrat auch der Psychochor erneut die Bühne. Bereits zu Beginn war angedeutet worden, dass es ein gemeinsames Lied mit den Alten Bekannten und dem Psychochor geben wird. Auf Wunsch des Chores handelte es sich hierbei um „Solang ich noch was fühle“. Band und Chor gemeinsam auf der Bühne zu erleben, war ein gelungenes und ganz besonderes Finale, das mit Standing Ovation belohnt wurde.

In Jena erlebte ich die „Nix geht über live“-Tour bereits zum dritten Mal, auch wenn es sich dieses Mal nur um eine verkürzte Version des Programms handelte. Ich habe aber zum wiederholten Male festgestellt, dass ich die neue Tour von Alte Bekannte sehr gelungen finde und mich sehr auf das kommende Album freue. Ich kann die Tour also nur empfehlen. Ab dem 11.08.2023 wird es die neuen Lieder dann auch endlich auf CD geben! Es lohnt sich also, dran zu bleiben!

Insgesamt kann ich nur sagen, dass mich das Doppelkonzert von Alte Bekannte und dem Psychochor Jena unendlich begeistert und mitgenommen. Es war ein wunderbar kurzweiliger und sehr abwechslungsreicher Abend, den ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werde! Und beide Ensembles werden mich mit Sicherheit bald wiedersehen! Sollte ich Interesse geweckt haben: Dem Psychochor kann man z.B. am 09.06.2023 beim Deutschen Chorwettbewerb in Hannover oder bei den Semesterabschlusskonzerten im Juli erleben. Nächstes Jahr im Oktober geben sie außerdem wieder ein Doppelkonzert wie dieses. Als Gast wird dafür die Freiburger Acappella-Band anders anreisen, die ich ebenfalls sehr empfehlen kann. Dieses Doppelkonzert sollte man nicht verpassen! Alle Termine findet man problemlos auf der Seite des Psychochors.